Wie Klaus Hemmerle vom Nächsten sprach und mit ihm lebte

Klaus Hemmerle lebte aus ganzem Herzen die Realität von Jesus im Bruder und in der Schwester, davon war sein persönliches und seelsorgerliches Leben geprägt. Wenn ich mit ihm Ferien machte, hat er diesen Impuls sofort eingebracht. Dieser Impuls begleitete uns die ganzen Tage der Ferien. Dazu kam sein Wunsch, alles mitzuteilen, besonders, wenn durch das Ausgerichtetsein auf Jesus im Nächsten sich ein neues Klima in der Beziehung einstellte. Ja, sein tiefster Wunsch war es, solche Erfahrungen in die Mitte zu geben und mitzuteilen. Im Hintergrund stand bei ihm die Betrachtung von Chiara Lubich: “Wenn die Einheit mit den Brüdern vollkommen ist” - darin erklärt sie, dass sie abends, nach vielen Begegnungen eine besondere Gegenwart Jesu in ihrer Seele spürte, die sie darauf zurückführte, dass sie Augenblick für Augenblick Jesus im Bruder begegnet war. (1)

1. Die Beziehung zum Nächsten öffnet einen unmittelbaren Raum der Hoffnung auf die Veränderung der sozialen Wirklichkeit, ja der Welt. Davon spricht Klaus Hemmerle in seiner Predigt an seinem letzten Silvestertag, 1993, wenig mehr als drei Wochen vor seinem Tod. Er spricht unmittelbar und direkt von einer Bekehrung zum Bruder und zur Schwester, zu jedem Nächsten, dem wir begegnen:

Kehren wir um zum Nächsten. Lassen wir ihn nicht an uns vorbei laufen und zucken wir nicht mit den Achseln, sondern sehen wir, dass, wenn wir umkehren zu ihm, wir umkehren zu einer neuen Hoffnung, weil nur dann, wenn wir solidarisch miteinander werden, etwas in dieser Welt sich ändern kann. (2)

2. Die zentrale Dimension für jede menschliche Beziehung findet Klaus Hemmerle in der Entdeckung Jesu im Nächsten. In der Begegnung mit dem Nächsten spürt er den Ruf Jesu. Er entdeckt die Gegenwart Jesu in jedem Nächsten, er sieht Jesus in ihm. Diese Sicht wurde ihm bei seiner ersten Mariapoli 1958 in Fiera di Primiero in den Dolomiten vermittelt. Für ihn waren es Tage, in denen sich ihm Gott auf ganz neue und unerwartete Weise zeigte. Ihm wurde klar: Gott ist gegenwärtig, hier unter uns, er ist im Bruder und in der Schwester gegenwärtig. Jene Tage konfrontierten ihn auf sehr tiefe Weise mit dem Charisma Chiaras. Etwas Neues prägte sich in seine Seele ein. Darüber spricht er sehr direkt und klar im letzten Interview seines Lebens, das von den Fokolarpriestern in “Das Prisma”(1994,1) veröffentlicht wurde:

Wenn ich seinen Willen tun will, braucht es keine Gedankenkonstruktion, bis etwas Drittes da ist: Der Nächste. Er begegnet mir mit derselben fordernden Kraft wie Gott, der mich ruft. Deshalb kann ich unmöglich an ihm vorbeileben. Denn er ist von Gott geschaffen, in ihm begegnet mir Gott selbst. So entdecke ich plötzlich im anderen meine Züge – er ist ja wie ich -, sogar die Züge Gottes, die Züge Jesu. Das Hauptgebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ ist von daher mehr als eine moralische Forderung. Es ergibt sich unmittelbar aus dem Anschauen des anderen. „Auch dich liebt Gott unendlich“. So bleibt es nicht bei einem „wie du mir, so ich dir“. Es geht einen entscheidenden Schritt weiter. Und dieser Schritt heißt: „Du bist wie Jesus, du bist Jesus, denn er hat dich angenommen.

Für viele Menschen seit den ersten Zeiten der Fokolar-Bewegung waren gerade die Begegnungen und Erfahrungen entscheidend, in denen jemand sagen konnte: “Ich habe im Bruder und in der Schwester Jesus entdeckt. Ich bin da für dich, damit du leben kannst. Du bist Jesus.(3)

3. Klaus lebte für den Nächsten. Er weiß, dass er für diesen Lebensstil die Gnade Gottes braucht. Deshalb ist es natürlich für ihn, Jesus darum zu bitten, zu ihm im Nächsten „du“ zu sagen.

Jesus, hilf mir, in jedem „ich“, das ich sage zugleich „du“ zu dir zu sagen, mich zu öffnen zu dir hin, sodass dein inwendiges Du mein Ich öffne und löse. Schenk mir den Geist dieses beständigen Gebetes, dieses stillen Verweilens in deiner Gegenwart. Lass das Wissen, dass du da bist, wie eine Grundzelle sein, die den Strom meines Lebens durchzieht und so mich deinen Frieden haben und geben lässt.

Lass mich in jedem Du, das mir begegnet, durchstoßen bis zu dir.

Lass mich erkennen, dass du im Nächsten und Fernsten, im Sympathischen und Unsympathischen, im mir Gleichen und mir Fremden mich anblickst, sodass jedes Mal, wenn ich es mit meinem Nächsten zu tun habe, wahrhaft ich es mit dir zu tun habe.

Du bist das Ja, das grenzenlose und unbedingte Ja zu meinem Nächsten.

Und wenn ich hinfinde zu dir in ihm, dann gewinnt deine Seele in mir Gestalt, dann bin ich der Bote deines Heils und bin selbst geheilt durch deinen Tod, der hier und jetzt mich durchdringt. (4)

4. In immer neuen Anläufen erklärt und vertieft Klaus die Gegenwart Jesu im Nächsten. Wer sich auf die Gegenwart Jesu im Nächsten einlässt, verwirklicht die Einheit zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten. In diesem Grundsatz sieht er einen wichtigen Ausgangspunkt für eine neue Art der Seelsorge, die in der Ausbildung der Priester bedacht werden soll.
Diese Art Seelsorge beginnt mit einem grundlegenden und einfachen Schritt: Jesus im Nächsten zu sehen. Dabei orientiert sich Klaus am Beispiel Jesu, der den Nächsten, jedweden Nächsten in die Mitte seines Verhaltens stellte:

Die Prioritäten Jesu

Auf welche Personengruppen kam es Jesu in seinem Leben und bei seinem Wirken besonders an; wem wandte er sich besonders zu? Wir können darauf drei Antworten geben, die sich gegenseitig ergänzen: Die Nächsten, das Ganze, jene am Rand.

Der Nächste

Indem Jesus die Gottesbotschaft des Alten Testamentes aufgreift und bestätigt, spitzt er sie zugleich zu, gibt er sie hinein in den neuen Horizont des anbrechenden Gottesreiches. Und hier ist eine der entscheidenden Punkte, an denen diese neue Nähe Gottes aufblitzt: der Nächste. Gottes Liebe und Nächstenliebe werden schockierend in ihrer Untrennbarkeit, der Gleichrangigkeit betont. Zugleich ist der zweite, ebenso bedeutsame Akzent – der Begriff des Nächsten – entgrenzt, allen Einengungen auf bestimmte Beziehungen und Kategorien enthoben: Dieser Nächste, gerade auch der Unerwartete und Unbequeme, Fremde, all zu leicht Übersehene, Unscheinbare ist der Nächste, in welchem Gott selber für sich Liebe fordert.

Der Lehre Jesu entspricht auch sein persönliches Verhalten. Dieses lässt sich hin dessen nicht auf eine allgemeine, weltumschlingende Menschenfreundlichkeit hindeuten, sondern als das Ereignis der Zuwendung Gottes in der Zuwendung zu dem, der je im Augen-Blick Gottes der Nächste ist. Wie Jesus Begegnung abweist und ermöglicht, wie er an herkömmlichen Ansprüchen vorbeigeht und auf kühn und ungemäß erscheinende andere Erwartungen zugeht, wie er sich zuwendet, aber auch Abschied nimmt, dies lässt sich nur aus diesem Augen-Blick Gottes her verstehen, in dem er beständig lebt und der seinem Wirken den einzigen „Plan“ entwirft: Keine Zeit für die Verwandten – Zeit für die kleinen Kinder; Einkehr bei Zachäus; Zeit für Alle; Zeit für die Jünger; Unruhe und Ruhe. Gottes Herrschaft, der Wille und die Stunde des Vaters haben ihn ergriffen – und gerade so rückt der Nächste ins Licht dieser neuen, erlösenden Zuwendung Gottes, die in der Zuwendung dieses Jesus geschieht.

Je inniger Menschen mit Gott leben, desto mehr gewinnen sie Anteil gerade an dieser Kraft der Zuwendung Jesu zu dem, der im Augen-Blick Gottes der Nächste ist. Wären nicht viele der Nöte mit der Zeit, welche wir mit der Seelsorge haben, heute leichter zu bewältigen, wenn wir nicht erst aus fremden Erwartungen und eigenen Planungen, sondern aus dem Augen-Blick Gottes je uns dem Nächsten im Maß und Stil des Evangeliums zuwendeten? Kraft zur Zuwendung; Kraft zum Abschied; ganzes Dasein im Auge-Blick; aber auch Annahme dessen, Menschen enttäuschen zu müssen, zugleich aber die Kraft, dies in Liebe zu tun: Das könnte uns auf dem Eindringen in Jesu Verhältnis zum Nächsten zuwachsen. (5)

5. Die Tatsache der Gegenwart Jesu im Nächsten öffnet auch einen Weg für eine ehrliche Begegnung mit den Bischöfen, den Priestern und auch mit dem Papst:

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).

Es ist gut, dass wir in langer und ehrwürdiger Tradition dieses Wort auf die Ärmsten, die Schwächsten, auf Jedermann hin ausgelegt haben.

Aber es ist auch gut, dass wir daran denken: Du selbst kommt zu uns in deinen Boten, du selbst kommst zu uns in der Macht von der herben und rauen Stimme deiner Kirche. Lass mich nicht abschotten in meinem Besserwissen, in meinem Urteil, in meinem Konkurrenzdenken, weil ich schließlich auch etwas von Kirche verstehe. Lass mich auf dich hören, lass mich den letzten Bruder, Papst und Bischof, als deine Gegenwart, als dein Sakrament annehmen und lieben und lass mich nicht ruhen, bis ich in der Stimme deiner Braut, deine, des Bräutigams Stimme, ganz und lauter vernommen und angenommen habe. (6)

6. Wirklich, diese Art Real-Präsenz Jesu im Bruder und in der Schwester ist wie das Leitmotiv seiner Art von Kommunikation. In seinem Buch “Offene Weltformel” entwickelt er eine Theologie von Christus im Nächsten. Er greift auf Themen der Theologie der Schöpfung und der Christologie zurück:

Diese Dreigestalt der erlösenden Liebe – Liebe zum Nächsten, Liebe zu allen, Liebe zum Letzten - ist die dynamische Kraft christlicher, priesterlicher Seelsorge. … Aber sich hineingebend in die erlösende Liebe und ihre Prioritäten, wird der Priester nicht stecken bleiben in der Trauer um sich und seine begrenzte Kraft, sondern diese Liebe wird ihn weiter führen zum neuen Aufbruch, zur neuen Zuwendung; und er wird zugleich von innen her jene frohmachende Dynamik des Wissens erleben: ER vermag mehr als ich - ER ist am Anfang, wo ich am Ende bin.

Da der Sohn Gottes das Menschsein angenommen hat, ist Jesus Christus selbst das Geheimnis und die „Formel“ des Menschen. Er hat sich liebend mit jedem, der Menschenantlitz trägt, eins gemacht, und so begegnen wir in jedem Menschen ihm. „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40), dieses Wort sagt uns endgültig, was der Mensch, wer der Mensch ist.

Er versteht auch das Ärgernis, das jemand spüren kann, der sich schnurstracks mit Jesus identifiziert sieht:

Christus in dir?

Diese Deutung des Menschen ist freilich ein Ärgernis, kaum geringer als jenes, das die Menschen an Jesus nahmen, da er die Sohnschaft Gottes beanspruchte. Der Mensch glaubt im Namen seiner Freiheit, Eigenheit und Andersheit dagegen protestieren zu müssen, dass man ihn mit Jesus Christus identifiziert. Er will als er selbst geliebt sein, er will sich nicht zur Maske Jesu degradieren lassen. Er fürchtet, das Mehr an Liebe, das er um Jesu Willen empfängt, gehe gerade an ihm vorbei, lasse ihn selber aus, beraube ihn der Liebe, die er für sich und um seinetwillen braucht und wünscht. Wer so liebt, dass er den anderen auslässt, indem er Jesus im anderen liebt, der hat indessen auch Jesus ausgelassen. Und wer Jesus im Menschen so versteht, dass der Mensch dadurch weniger er selbst würde, der hat Jesus im Nächsten gerade nicht verstanden.

Er hält fest an der Tatsache der Identifikation eines jedes Nächsten mit Jesus und zeigt auf, dass diese Identifikation in Wirklichkeit den Menschen befreit:

Indem Jesus sich mit dem Menschen identifiziert hat, hat Gott mit dem Menschen sich identifiziert, der Gott, der die Liebe ist. Liebe aber, so sahen wir bereits, ist gerade nicht die den anderen verzehrende und vernichtende Selbstbehauptung, sondern indem sie sich schenkt, schenkt sie dem anderen frei zu sein, er selbst zu sein.

Jesus macht sich mit mir eins, d.h. er lässt mich nicht allein, er steht radikal zu mir, er nimmt mich an, wie ich bin, und was mich trifft, das trifft ihn. Ich bleibe, ja ich werde so ganz ich selbst; denn ich bleibe nicht allein. Wenn ich „ich“ sage, dann darf ich jedes Mal, ja ehe ich überhaupt „ich“ sagen kann, schon das „du“ vernehmen, das inwendiger, als ich mir selbst bin, Gott in Jesus Christus zu mir gesagt hat. (…)

Das Geheimnis Jesu ist das Geheimnis jeden Menschen. Was heißt das für den anderen, dem ich begegne, und was heißt es für mich selbst, für mein eigenes Leben? Im Blick auf den anderen heißt es, dass ich es nie mit einem zu tun habe, der bloß Glied in einer Kette, bloß Rädchen in einem Apparat, bloß Nummer innerhalb einer Menge von Menschenmaterial wäre. Sooft ich einem Menschenantlitz begegne, begegne ich dem unbedingten Anspruch Gottes, begegne ich der Stimme, die über dieses Menschenantlitz dasselbe Wort herniederruft wie über Jesus auf dem Berg der Verklärung: „Dieser ist mein vielgeliebter Sohn“ (Mk 9,7).

Er hat keine Angst, sich in diesem Zusammenhang auch radikal auszudrücken :

Da gibt es keine Ausnahme. Der Mensch kann sich selbst der letzten Würde nicht mehr berauben. Er kann ein Verbrecher sein, kann ein Schurke sein; von mir abgeschrieben, von mir zum hoffnungslosen Fall erklärt werden kann er nie. Nicht weil er so gut ist, nicht weil er es verdient, nicht weil er so viel vom göttlichen Licht von sich aus in sein Leben aufgenommen hätte, begegnet mir in ihm Jesus, sondern einzig und allein deshalb, weil Gott ihn unwiderruflich an Sohnes Statt angenommen hat. Gewiss fügt ihn erst die Gnade, die er in sich einlässt, fügt ihn seine Glaubensentscheidung, bei der Taufe auf den Namen Jesu, ins göttliche Leben ein, was kein “automatisches“ Leben aufgrund menschlicher Geburt ist. Aber wer immer geboren ist, der ist auch gerufen, den hat Jesus Christus schon angenommen; denn er hat sein Leben und Sterben, seine Schuld und Verlorenheit, selbst in sein eigenes Leben und Sterben hineingenommen; er ist für ihn gestorben und hält für ihn sein Leben bereit. So gibt es für uns keine Grenze und keine Ausnahme davon, dass wir Jesus in jedem Nächsten begegnen.

Den tiefsten Grund für die Gegenwart Jesu in jedem Nächsten sieht Klaus im Geheimnis der Verlassenheit Jesu am Kreuz:

Im Geringsten begegnen wir ihm sogar auf besondere Weise, in dem, der am weitesten weg von Jesus erscheint, in jenem, in dem das Antlitz Jesu am tiefsten verdunkelt erscheint. Wieso? In seiner letzten Gottverlassenheit am Kreuz, darin, dass Jesus Christus sich selbst zur Sünde gemacht hat (2 Kor 5,21), hat er sich gerade mit dem identifiziert, was am weitesten von Gott entfernt ist, was im schärfsten Gegensatz zu ihm steht. Nur wenn wir im Nächsten, gerade in dem, der weit weg ist von seinem eigenen Geheimnis, von dem Geheimnis Jesu, wenn dem Nächsten jene menschliche Liebe begegnet, die ganz und ungeteilt ihm und zugleich ganz Jesus selbst gehört, wird er seine „Identität“ mit Jesus, seine Nähe zu ihm, sein Angenommen sein von ihm entdecken können.(7)

7. In einer Predigt hat Klaus eine interessante Paraphrase des Vaterunser entwickelt. Er tut dies auf seine Art, nämlich mit den Worten zu spielen. Es geht ihm dabei darum, aufzuzeigen, wie wir ganz konkret Jesus im Nächsten, Jesus im Bruder leben können.

Bruder unser, der du bist auf der Erde. Du bist unser Bruder, mein Bruder, du bist willkommen. Dein Reich komme: Zukunft für dich. Deine Zukunft soll meine Zukunft sein.

Dein Wille soll geschehen können hier auf Erden. Du sollst deine Wünsche, deine Gedanken mir sagen können. Du sollst in mir und in uns einen Raum finden können, in dem du verstanden wirst.

Ich möchte jene Bereitschaft zum Teilen leben, dass du wirklich mir glauben kannst, dass ich in der göttlichen Gütergemeinschaft lebe und deswegen mit dir und zu dir beten kann: Mein Brot ist dein Brot. Dein Brot ist mein Brot.

Und ich möchte Dich, Bruder, um Verzeihung dafür bitten, dass ich immer wieder aus meiner eigenen Perspektive an dir vorbei gelebt habe. Da wird auch dir und mir Vergebung im Himmel, neuer Anfang harren.

Ja, dann wirst du mich nicht in die Versuchung führen, dass ich mich so in meinen Problemen verrenne, dass ich Gott nicht mehr finde. Sondern ich werde ihn finden. Nicht in der Versuchung, sondern in jener Freiheit, die erlöst ist vom Bösen.(8)

8. Ich komme zum Schluss meiner Betrachtung. In seiner ersten Predigt im Dom zu Aachen, unmittelbar nach seiner Bischofsweihe, drückt er aus, was für ihn das Leben aus der Einheit bedeutet: ein Herz zu haben, das leer ist und damit offen für Gott und den Nächsten zugleich.

Ich muss ein leeres Herz haben für Gott, ich muss ein leeres Herz haben für jede und jeden, der mir begegnet. Ich weiß, dass das ein Risiko ist, es zu sagen. Aber es ist das Maß Jesu, und wehe mir, wenn ich dieses Maß nicht zu meinem mache. Wir alle wollen Wort werden für das Evangelium und Wort füreinander.(9)

_____________________________________________________________

(1) "Und – merkwürdig für die menschliche Intelligenz - wir sind den ganzen Tag auf die Brüder zugegangen und abends haben wir den Herrn gefunden, der jede Spur, jede Erinnerung an die Kreatur ausgelöscht hat." (Lubich, Scritti spirituali, Rom 1978, S. 109)

(2) Auszug aus seiner letzten Predigt im Dom zu Aachen am 31.12.1993

(3) aus dem Artikel für “Das Prisma 1994/1

(4) Aus: Klaus Hemmerle, Gerufen und verschenkt, S. 69

(5) Aus: Klaus Hemmerle, Gerufen und verschenkt, S. 177

(6) Aus: Klaus Hemmerle, Gerufen und verschenkt, S. 70

(7) Aus: Klaus Hemmerle, Offene Weltformel, S. 31-33

(8) Aus einer Predigt, 2. Januar 1980

(9) Aus der ersten Predigt nach der Bischofsweihe im Dom zu Aachen, 8. November 1975

Referat bei der Begegnung von Bischöfen verschiedener Kirchen, Freunde der Fokolar-Bewegung,
Kairo, 4. September 2012

zurück