Was mich zurzeit beschäftigt....

Die Frage, ob aus der Kirche austreten oder nicht, ist für viele Mitmenschen, die ich treffe, immer mehr eine offene Frage, selbst für Menschen, die ihrer Kirche im Glauben noch verbunden sind. Ich bin gesprächsbereit, so neulich in einem Familienkreis. Wenn ein Kirchenaustritt unserer Pfarrei offiziell gemeldet wird, wird die betreffende Person persönlich angeschrieben. Immer wieder bekommen wir eine Antwort. Es folgt ein Hausbesuch, wenn er gewünscht wird. Nicht nur für diese Menschen gilt es, offen zu sein und im Gespräch zu bleiben.

Da folge ich Papst Franziskus, der in seinen Reden und Predigten einschärft, allen Personen zuzuhören, ob in der Kirche oder außerhalb der Kirche, ob glaubend oder nicht. Mit der gleichen Eindringlichkeit lädt er ein, das Evangelium, die Worte der Bibel, die Botschaft Jesu Christi in der Tiefe aufzunehmen, zu hören und für die Menschheit fruchtbar werden zu lassen. Ja, wer sich darauf einlässt, kann die Erfahrung machen, dass jeder/jede etwas zu geben und zu vermitteln hat.

Ja, allen zuhören und so ins Gespräch kommen – das ist das Hauptanliegen von Papst Franziskus. Darum hat er alle Gläubigen zu einer weltweiten Synode eingeladen, es ist die Weltsynode, die seit 2021 in allen Diözesen und Ländern der Welt „unterwegs“ ist. Papst Franziskus möchte die Türen der Kirche weit öffnen. Er wagt es, möglichst viele Menschen neu einzuladen, Jesus Christus kennen zu lernen. Er will sodann die Schwelle des Zugangs zum Leben in den Gemeinden und zu den Sakramenten möglichst niedrig halten. Viele Mitglieder der Kirche denken dabei auch an Menschen, die geschieden und wiederverheiratet sind. Der Papst möchte, dass die Kirche in allen Ländern lernt, wie Personen, die sexuell anders sind, aus ihrer Nische herausgeholt und positiv anerkannt werden können. Thema der Weltsynode ist dann auch der Dialog zwischen den Kirchen und ebenso mit den Personen anderer Religion oder auch mit Menschen, die nicht religiös sind. Um diese und weitere Themen geht es bei der Weltsynode, die im Oktober 2023 und 2024 in Rom stattfindet.

In die gleiche Richtung zielte der SYNODALE WEG, den die deutsche katholische Bischofskonferenz (DBK) zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) von 2019-2023 durchgeführt hat. Der Synodale Weg, der bewusst brennende Fragen deutscher katholischer Laien, Priester und Bischöfe ausführlich diskutierte, führte zu Beschlussvorlagen, die dem Papst vorgelegt werden sollen.

In der weltweiten katholischen Kirche finden ähnliche Prozesse statt, die in die vom Papst ausgerufene Weltsynode einfließen werden. Ich persönlich erlebe es so, dass Kirchesein heute bedeutet, gemeinsam unter dem Evangelium unterwegs zu sein, auch mit unterschiedlichsten Menschen.

Im letzten November fuhr ich mit der Bahn zu Verwandten nach Berlin. Junge Leute, zwischen 25 und 30, setzten sich an meinen Tisch. Der eine las das Buch von Horvath „Jugend ohne Gott“. Ich kam mit ihm ins Gespräch. Er nahm mich als Pfarrer wahr. „Zu welcher Jugend gehören Sie?“ „Ich gehöre zur Jugend ohne Gott. Ich bin Agnostiker“. „Immerhin, dann sind Sie offen in beide Richtungen“. Kurz vor dem Ausstieg in Spandau stellte er noch eine Frage. „Ich habe eine latente Angst. Was ist, wenn ich sterbe, und es gibt doch einen Gott? Wie wird er mich behandeln?“ „Mein Glaube sagt mir, dass Gott Sie gut behandelt. Sie haben mir heute den Mantel abgenommen. Sie haben meinen Koffer ins Fach gelegt. Sie waren gut zu mir! Solch ein Verhalten zählt – auch bei Gott!“

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