Predigt zum Advent

Liebe Schwestern und Brüder!
Liebe Gemeinde!

Ein neues Kirchenjahr beginnt.

Auf jedem Anfang liegt ein Zauber.

Lassen wir dies an uns heran. Wir bekommen eine neue Chance.

Was könnte der Akzent sein, der die Zeit bis Weihnachten bestimmt?

Jesus sagt im Evangelium: Seid wachsam. Der HERR kommt.
Wachsam sein für Jesus.

Er kam durch Maria, sie hat ihn geboren.
Er zeigte sich als Auferstandener,
er kommt uns heute in vielen Menschen entgegen.
Er kommt am Ende der Tage.

Ja, am Ende der Tage, wenn wir sterben. Da kommt Jesus uns entgegen, er streckt die Hand uns entgegen, Seine Hand kommt uns entgegen. Viele haben Angst vor dem Sterben. Es ist eigentlich nicht nötig. Denn Jesus kommt uns entgegen: Was nicht gut war im Leben, das erkennen wir dann, es wird verbrannt, wir werden frei gebrannt. Wir werden ganz neu.

Ich fand in der Augsburger Allgemeinen am Freitag einen guten Artikel über den Politiker Hans-Jochen Vogel. Er ist katholisch. Er hat Parkinson. Er wird nach seiner Krankheit gefragt, die ihm zu schaffen macht. Wenn ich ein Wort nicht mehr weiß oder etwas vergesse, helfe ihm seine Frau. Der Journalist fragt: Denken Sie an Selbstmorde. „Nein“, sagt er, „das Leben ist nicht meine Zuständigkeit, dafür ist der Herrgott verantwortlich“. Er sucht keine Sterbehilfe-Organisation. Er ist wachsam für das Kommen Jesu.

Wie können wir denn wachsam sein?

Ich traf eben vor einer Stunde einen Bekannten auf der Straße in Ottmaring. Er ist ein gottgeweihter Mann. „Was machst Du so früh?“ Er: "Ich gehe zur Nachbarin, die krank ist, und führe ihren Hund aus. Das tue ich seit einer Woche."

Wachsam sein.

Wir sehen Kinder, kleine Kinder im Kinderwagen, wir segnen im Herzen die Mutter. Wachsam sein.

In diesen Wochen denken wir an Maria, die schwanger war, die Jesus empfangen hatte.

Wachsam sein: Gott jetzt empfangen, mitten im Alltag, auf der Straße.

Der Prophet Jesaja spricht mich heute sehr an.

Er nennt Gott unsern Vater und Erlöser.

Er sagt: Warum lässt du uns, Herr, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, so dass wir dich nicht mehr fürchten? Ja, oft ist unser Herz hart. Gott scheint ohnmächtig. Wir sind im Dunkel. Im Nebel wie in diesen Tagen, wo wir die Sonne nicht sehen – die Sonne ist dennoch da. So ist es manchmal: Eine Frau schrieb mir: „Ich habe gebeichtet, ich habe mein Leben in Ordnung gebracht, und doch spüre ich Gott nicht.“ Ja, so kann es sein. So ist es bei vielen. Wachsam sein. Geduld. Warten. Das ist Advent. Dann schreien wir wie der Prophet: Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Eigentum sind. Reiß doch den Himmel auf, und komm herab, so dass die Berge zittern vor dir.

Weiter sagt der Prophet: Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und hast uns der Gewalt unserer Schuld überlassen. Ja, so ist es. Niemand ruft den Namen Gottes an.

Das erleben wir heute so oft. Auch in der eigenen Familie. Wie schmerzhaft ist das. Viele verstehen die Liebe und Größe Gottes einfach nicht.

Der Prophet jedoch schimpft nicht. Er bringt dieses Faktum vor Gott.

Vielleicht sollten wir stellvertretend für die, die nicht mehr beten, vor Gott hintreten.

Wir können diese Personen mit in unser Herz nehmen und mit in diesen Gottesdienst.

Dann verstehen wir ganz beglückt für uns: Und doch bist du, Herr, unser Vater. Wir sind der Ton, und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.

So sind, so werden wir wachsam für alle.

Werfen wir noch einen Blick auf Maria.
Sie ist die Adventsgestalt.
Sie steht für das Empfangen.
Sie empfängt Jesus.
Sie gebiert ihn, bringt ihn zur Welt, sie pflegt ihn.

IN DIESEM Advent können wir uns vornehmen,
wachsam zu werden für JESUS.

Wir wollen ihn im Alltag empfangen,
ihn in uns tragen,
eine kleine Maria sein.

So ist ja auch das Marientragen gedacht,
das heute in der Gemeinde beginnt.

Maria kommt als kleine Statue in die Häuser.
Sie erinnert uns:
Seid wachsam auf den Herrn, der kommt,
empfangt ihn,
tragt ihn im Herzen.

Dann leuchtet der HERR in uns,
dann brennt in uns eine Kerze,
dann wird es hell und warm in der Familie.

Amen.

Gemeinde Unsere Liebe Frau, Augsburg-Lechhausen, 30. November 2014

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