Predigt zur Hochzeit von Sonja und Martin

Liebe Sonja!
Lieber Martin!

Liebe Eltern, Großeltern,
liebe Verwandte, Freunde und Gäste,
liebe Hochzeitsgemeinde!

GOTT an die erste Stelle

GOTT -- so denke ich ganz persönlich -- ist heute bei dieser Feier besonders beteiligt. ER hat Sonja und Martin ins Leben gerufen und zum gemeinsamen Leben berufen. Darum sind wir hier in der Pfarrkirche St. Dionys, die zu den Urpfarreien des Bistums Münster gehört. Wir haben diesen Gott, den dreifaltigen Gott, angerufen und uns im Gebet in Seine Gegenwart gestellt.

Ein Passwort dieses Tages hilft dabei: Im Jetzt offen sein für den Heiligen Geist. Das wünsche ich, das wünschen wir alle heute diesem Brautpaar. Denn auf Euch kommt im Sakrament, das Ihr Euch gegenseitig spendet, der Heilige Geist herab. Ohne den Heiligen Geist können Menschen eine Ehe nicht durchhalten. „Heiraten ist nix für Feiglinge“, sagte mir heute morgen mein Friseur, der selber 40 Jahre verheiratet ist. Also: Wir konzentrieren uns auf den guten Gott, von dem alle Liebe ausgeht. Sein Wort, ein bestimmtes Wort, das wir gemeinsam gleichsam als Lebenswort ausgesucht haben, soll mit Euch durchs Leben gehen:

„LIEBT EINANDER,
SO WIE ICH EUCH GELIEBT HABE.
EINE GRÖSSERE LIEBE HAT NIEMAND,
ALS WENN EINER SEIN LEBEN
FÜR SEINE FREUNDE GIBT“
(Joh 15, 12 - 13).

Heute heiraten? Sich einem Menschen anvertrauen? Und das vor Gott tun? Ja, vor IHM geht es. Denn ER ist die LIEBE, er ist Licht, er ist das LEBEN, er ist ALLES. IHN tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen des Herzens, des Leibes, einer menschlichen Gemeinschaft, die niemals für immer da ist, sondern immer neu empfangen werden will. Genau hier liegt das Risiko, das auch diesen Tag und grundsätzlich unser Leben bestimmt. Darum heißt es in den entscheidenden Worten Jesu "so wie ich euch geliebt habe".

Die Liebe geht von Gott aus. Bei ihm ist die Quelle. Bei ihm können wir immer neu den Anfang finden. Bei ihm ist auch die Barmherzigkeit, wenn wir versagen. Nur auf diesem Hintergrund ist es möglich, bedingungslos zu lieben. Auf diesem Hintergrund GOTT gibt es bedingungslose Liebe, von der wir eben gesungen haben. So wird LIEBE auch unter Menschen möglich -- bis dahin, dass wir einander das Leben schenken. Ich freue mich sehr, dass Ihr beide, Sonja und Martin, Euch genau dieses versprecht, einander zu lieben, bis der Tod Euch scheidet. Was für ein Mut! Eben: „Heiraten ist nix für Feiglinge“.

Einheit bedeutet einander Geschenk sein

In der Ehe wird ein Thema angeschlagen, das für unsere Zeit von großer Bedeutung ist: Einheit. Von Jesus her ist uns in einer zerrissenen Welt die Einheit nach dem Modell des dreifaltigen Gottes verheißen, Einheit in Vielfalt. Genau dort kann die gelebte Ehe ein echter Beitrag über den Raum der Familie hinaus sein.

Nun hat die Einheit in der Ehe viele Ebenen, vom gemeinsamen Namen, vom Einssein in der Seele und im Wollen und in den gemeinsamen Zielen, bis zum Einssein im Leibe, oder wie die Bibel formuliert: "sie werden ein Fleisch", bis zum Einssein im Fleisch. Die tiefste Ebene jedoch der Einheit, die alles erschließt, ist eine geistliche: einander immer neu zum Geschenk werden, einander Geschenk sein.

Ein Wort von Chiara Lubich kann dies unterstreichen:

Wer neben mir steht, ist geschaffen
als Geschenk für mich –
und ich bin geschaffen
als Geschenk für ihn.
Auf der Welt ist alles durch die LIEBE
einander zugeordnet.

Diese Entdeckung, einander Geschenk zu sein, habt Ihr beide in den letzten Jahren machen dürfen.

Die Kirche neu im Blick

Was mir an Eurer Biographie besonders auffällt ist, dass Ihr Euch gemeinsam auf den Weg gemacht habt, auf den Weg des Glaubens, des Ideals der Einheit und des bewussten Lebens mit der Kirche. Diese Einstellung ist ungewöhnlich in unserer Zeit. Sie wurde getragen und verstärkt vor allem durch die lebendige, lebensfrohe Gemeinschaft unter den GEN und die wachsende Freundschaft mit Familien aus der Fokolar-Bewegung und Euren Ursprungsfamilien, die den Grund für den heutigen Tag gelegt haben.

Ihr seid nicht allein, Gott ist dabei

Ihr seid mit Eurem Glauben nicht allein. Heute schließt sich Einer Euch beiden an. Er tritt in Eure Gemeinschaft ein, weil Ihr Ihm Einlass gewährt. Das geschieht gleich bei der Handlung der Trauung, die ja ein Sakrament ist. Da sagt Ihr nicht nur vor Gott Ja zueinander, sondern gemeinsam auch zu Gott selbst. Heute verbindet sich der gute und große Gott in Jesus Christus mit Euch beiden und macht Euch zu einer kleinen Kirche.

Ihr empfangt nicht ein Sakrament, Ihr werdet ein Sakrament. ER tritt buchstäblich in Eure Mitte und macht wahr, was ER versprochen hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte!“ (Mt 18, 20). Und das wollt Ihr. Das habt Ihr mir so deutlich bezeugt. Dadurch geschieht noch mehr: stellt Ihr Eure Ehe sozusagen in den Dienst der Kirche und damit in den Dienst Gottes.

Haus und Kirche

Darf ich eine Bitte äußern?

Könnt Ihr Euer Haus offen halten für die Menschen, für die Kirche? In einer Zeit größerer Pfarreien sind kleine christliche Gemeinschaften nötig, wie in der Zeit der Apostel. Zwei, die eins sind in Gott, können Grundraum sein für die Kirche im Kleinen, die Hauskirche, die in der Apostelgeschichte an unterschiedlichen Orten von Philippi bis Rom bezeugt ist.

Wie wirkt sich das aus?

Gastfreundschaft

Eine wichtige Wirkung ist die Gastfreundschaft. Sie fängt damit an, dass Ihr einander beieinander Gastfreundschaft gewährt, gegenseitige Aufnahme und Annahme schenkt. Dies weitet sich aus vielleicht auf die kommenden Kinder, denen Ihr das Leben schenken dürft. Es weitet sich hin zu vielen Freunden und allen möglichen Gästen, die Ihr bei Euch willkommen heißt. Das heutige großzügige Fest ist dafür ein glückliches Beispiel.

Blick für die Armen

Eine weitere Wirkung bei Menschen ist der Blick für die Armen. Da kommt das Teilen mit Bedürftigen fast wie von selbst.

Pakt der Barmherzigkeit

Als ganz besondere wichtig möchte ich die grundsätzliche Bereitschaft zur Barmherzigkeit nennen. Ja, ich möchte Euch raten, dieses Euch heute am Hochzeitstag förmlich zu versprechen, wie einen Pakt, den man schließt. Da kommt dann die gottgeschenkte Liebe ganz positiv zum Tragen, wenn Ihr immer neu einander vergebt und die Schwächen des anderen gemeinsam durchsteht. In einer Welt, die so unbarmherzig ist, kann solches Verhalten wegweisend für viele werden. Ihr braucht also nicht besonders gut und toll zu sein, weil die gegenseitige Vergebung einen Raum des Vertrauens ermöglicht. Dies gibt die Kraft, immer neu anzufangen. Gerade an dieser Stelle wirkt es sich positiv aus, dass Ihr Gott ganz bewusst mit in Eure Ehe nehmt.

Und noch ein Satz sollte mit Euch gehen.
In unserer Lesung aus dem Brief an die Kolosser steht eine weitere nicht zu überbietende Zusage:

Ihr seid von Gott geliebt!

Auf der Basis dieses Geliebtseins von Gott könnt und dürft Ihr Eure neue Familie aufbauen. Diese Liebe ist das Band, das alles zusammenhält.

Danken

Und dann die heute immer wichtiger werdende Mahnung:
Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei Euch.

Dann kann sich die Dankbarkeit entwickeln, von der unser Aposteltext auch so klar spricht.

Mit diesem Stichwort DANK möchte ich schließen.

Wir alle hier danken Gott dafür, dass Er Euch das Leben geschenkt und dass Ihr es gemeinsam angenommen habt. Wir danken Gott dafür, dass Er den Menschen auf die Liebe hin geschaffen hat und dass wir einander GESCHENK sein können.

Liebe Sonja und lieber Martin!
Wir wünschen Euch nun alles erdenkliche Glück und einen guten Anfang für Eure neue Familie.

St. Dionys in Rheine, 29. März 2008

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