Wie Paulus Gemeinden gründete
Er war ein jüdischer Theologe von hoher theologischer und philosophischer Kompetenz, voller Leidenschaft für das Gesetz, die Tora, und den Bund Gottes mit dem Volk des Mose.
Er war ein Neubekehrter, der entgegen aller persönlichen Voraussicht kurz vor Damaskus dem auferstandenen Jesus begegnet ist. Nach seiner Taufe in Damaskus setzte er alles daran, Jesus Christus und sein Evangelium in letzter Tiefe zu verstehen und zu leben. Dafür ging er für drei Jahre in die Wüste, in eine selbst gebildete Klausur.
Er war der letzte Apostel, den Jesus erwählte.
Sein persönlicher Glaubensweg führte ihn vom Gesetz zur Freiheit, vom alten Bund zum neuen Bund. Seine Entdeckung schlechthin war die in Jesus Christus ganz neu erschlossene und geschenkte Freiheit, ein neuer, absoluter Zugang zum transzendenten Gott und seiner Güte und Barmherzigkeit. Und dies für Jedermann und Jedefrau, für Juden und Griechen, für Freie und Sklaven, für alle.
Die Apostelgeschichte verrät uns folgende Gründungen:
in Kleinasien: Ikonium, Lystra, Derbe, Antiochien in Pisidien, Troas, Ephesus, Kolossä und Milet.
in Europa: Saloniki, Philippi, Korinth und Rom.
Er ließ sich nicht von anderen bezahlen, auch nicht von der werdenden Gemeinde.
Er war finanziell unabhängig, weil er seinen Lebensunterhalt als Zeltmacher verdiente und sich an jedem Ort, wo er sich niederließ, bei einem örtlichen Unternehmer verdingte.
Er arbeitete also im Blick auf die Gemeinde ehrenamtlich.
Er war ledig und konnte deswegen in aller Freiheit von Ort zu Ort ziehen und auch das Risiko einer Verhaftung, ohne anderen zu schaden, auf sich nehmen.
Wenn er an einen ihm bis dahin nicht bekannten Ort kam, ging er zuerst zu den Juden (in die Synagoge am Stadtrand oder am Fluss) und dann zu den Heiden (Nicht-Juden).
Sein einziges Mittel war die Verkündigung, das Wort über das Christusgeheimnis, die Predigt.
Er verließ sich auf die Wirklichkeit des in seinen Worten anwesenden Christus und erlebte sehr stark seine Grenzen: „Zudem kam ich in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend zu euch“ (1 Kor 2, 3).
Einziges Ziel seiner missionarischen Tätigkeit war sein Wunsch, den Menschen das Evangelium Gottes näher zu bringen: „So waren wir euch zugetan und wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern auch an unserem eigenen Leben; denn ihr wart uns sehr lieb geworden“ (1 Thes 2, 8)
Er hatte eine Offenheit für alle Menschen. Er war ein Mann der Weite und wusste um den absoluten Raum der Barmherzigkeit bei Gott. Dies machte es ihm möglich, einen für Juden völlig neuen Umgang mit Heiden und Sklaven zu pflegen.
Paulus war risikobereit. Er ließ sich auch auf lebensgefährliche Situationen ein, zum Beispiel in Ephesus, wo er durch die Bezeugung des Einen Gottes die heidnischen Götter, allen voran Artemis, die in Ephesus besonders verehrt wurde, praktisch von ihren Sockeln stieß und den Devotionalienhändlern und Silberschmieden das Wasser abgrub.
Paulus wusste, wer Jesus war. Er war für ihn das Symbol der Gnade schlechthin. Vor diesem Jesus kommt keine Angst auf. Im Gegenteil, die Verbindung zu diesem Jesus überwindet jede denkbare Angst. Wer von diesem Jesus geprägt ist und es gelernt hat, mit ihm in Verbindung zu bleiben, bekommt eine Kraft zu fast übermenschlicher Liebe. Nirgendwo als in 1 Kor 13 wird sie besser beschrieben.
Jesus lebt, er ist eine Realität. Er ist uns nah an jedem Ort dieser Erde.
Es kommt auf das Zeugnis Geben an, also auf das eigene Leben als Vorbild.
Nur eine missionarische Gemeinde ist Gemeinde Jesu Christi.
In der Gemeinde hat die Geschwisterlichkeit oberste Priorität. Alle sind im Blick, keiner darf Not leiden, jeder gibt, was ihm möglich ist.
Die Kirche wird nicht von Menschen gemacht, sie kommt von oben, sie ist Frucht der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus.
Wesel, 18. März 2009