Editorial 1_2008

Spurensuche -
50 Jahre Priester der Fokolar-Bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz

50 Jahre schon leben katholische Priester und Diakone, aber nach und nach auch evangelische Pfarrer und Pfarrerinnen im deutschen Sprachraum im Kontakt mit der Fokolarbewegung. Dieses Datum will die von den Priestern der Fokolar-Bewegung verantwortete Zeitschrift DAS PRISMA nicht einfach übergehen. Aber wie können wir ein solches Datum würdigen? Die Ersten, die sich auf das Abenteuer eines Lebens aus der Einheit eingelassen haben, leben nicht mehr. Ihre Spuren sind jedoch noch sehr lebendig und verdienen festgehalten zu werden. Der Zauber, der allem Anfang innewohnt, die gelegentlich bis an die Grenzen gehenden Herausforderungen des Anfangs eingeschlossen, kann heute, auch wenn sich das Leben aus dem Geist der Einheit manchmal in einem fast zu normalen Fahrwasser abspielt, besonders anregend sein. Darum lohnt es sich zurückzublicken.

Wir legen dieses Heft sowohl in die Hand der Mitglieder zur kritischen Selbstvergewisserung wie in die Hand von Freunden und möglichen Interessenten, um diesen einen Einblick in die Lebensform und Lebensweise zu geben, die sich am Charisma der Einheit und deren Erfahrung mit dem Evangelium orientiert.

Wir widmen dieses Heft Chiara Lubich, der 88-jährigen Gründerin der Fokolar-Bewegung, die durch ihre Spiritualität und ihr Charisma und durch ihr waches Interesse am Dienst der Pfarrer unersetzliche Impulse zu einem persönlichen Leben mit Gott vermittelt hat.

Den Einstieg bilden grundsätzliche Erwägungen zum gemeinsamen und besonderen Priestertum (Bernhard Körner) sowie ein Einblick in eine Theologie des geistlichen Amtes, das sich an Maria orientiert (Hubertus Blaumeiser). Besondere Beachtung verdient ein etwas gekürzter Vortrag von Bischof Klaus Hemmerle zum geistlichen Amt wegen dessen ökumenischer Perspektive sowie eine Jubiläumspredigt, welche die prophetischen Spuren des geistlichen Amtes herausarbeitet (Franz Sedlmeier).

Es folgen Beiträge, die einen Blick in die Werkstatt des pastoralen Dienstes heute ermöglichen, etwa wie der persönliche Umgang mit der Bibel Berufungswege erschließt (Meinolf Wacker) oder wie eine Vita communis zu einem offenen Pfarrhaus führt und so auch wichtige Impulse für das Leben aus dem Glauben in die Gemeinde hinein vermittelt (Wolfgang Schneck). Zwei Beiträge thematisieren das Finden der eigenen Berufung als Priester; beim einen kommt in einer Retrospektive die erste Begegnung mit dem Fokolar während der Zeit der Ausbildung und Priesterseminar in den Blick – und das vor über 40 Jahren, beim anderen wird sichtbar, wie durch das Leben aus der Einheit eine konkrete Berufung gerade heute im Priesterseminar reifen kann (Matthäus Appesbacher, Andreas Mondschein).

Streckenweise hat das Heft auch den Charakter eines Familienalbums, das die Entwicklung der letzten 50 Jahre in markanten Stationen in Erinnerung ruft (Wilfried Hagemann).

Eine DVD, die dem Heft beiliegt, vom Fernsehjournalisten Winfried Baetz erarbeitet, zeigt einerseits die aktuelle Situation des pastoralen Dienstes zwischen Hamburg, Graz und Basel auf, lenkt aber gerade darin den Blick auf wesentliche Aspekte konkreten Lebens von Pfarrern in unterschiedlichen Formen von Gemeinschaft einer Vita communis – Zeichen dafür, dass es sich auch heute menschlich und geistlich lohnt, sich als Priester oder Pfarrer der Kirche und in ihr dem missionarischen Dienst am Evangelium zur Verfügung zu stellen.

Wilfried Hagemann

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