Editorial 2_2008

Jugend und Werte

Viele in der Kirche stellen sich die Frage: Wie kommen wir an die Jugendlichen heran? Wie kommen Jugendliche an unsere Werte? Das Gespräch zwischen den Generationen ist schwierig, es scheint manchmal sogar blockiert.

Wir waren uns in der PRISMA-Redaktion einig: Wir müssen uns auf den Weg machen. In der Art des Dialogs war uns Papst Paul VI. ein guter Berater, der schon in seiner ersten Enzyklika „Ecclesiam Suam“ 1964 anregte, gegenseitigen Respekt und Hochachtung als wesentliche Grundhaltung im Dialog zu sehen.

Wir erlebten eine heilsame Überraschung, die dazu führte, dass wir die Konzeption des Heftes total umstellten. Wir hatten gedacht, Hilfen anzubieten, wie Werte an Jugendliche vermittelt werden können. Aber Jugendliche haben Werte.

Ein Wort von Klaus Hemmerle brachte uns dabei auf die Spur. „Kirche lernt Jugend“. Schon Jahrhunderte zuvor hatte es der Heilige Benedikt in seiner Regel auf die Formulierung gebracht: auf die Jüngsten hören, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“. (Regel 3,3) Wer dazu bereit ist, wer als Hörender und Lernender das Zusammensein mit den Jugendlichen sucht, wird mit ihnen auch über Werte ins Gespräch kommen.

In einer Vielfalt von Artikeln kommen Menschen zu Wort, die es verstanden haben, auch die leisen Töne zu hören, nicht in schwarz und weiß zu trennen, sondern die Schattierungen zu entdecken.

Ein Jugendseelsorger sieht sich im Projekt LifeTeen als achtsamer Wegbegleiter. Eine Mutter hinterfragt ihre gut gemeinte Erziehung und eine Tochter will vieles besser machen. Ein Pastoraltheologe erläutert, was wert-volles Leben ist und ein Psychotherapeut macht Vorschläge für das absichtslose Begleiten von Menschen im Identitätsfindungs- und Reifungsprozess. Ein Religionslehrer braucht Zeit zum Mitdenken und ein Juniorprofessor der Pastoraltheologie gibt Anstöße zum Umdenken. Ein ehemaliger Jugendpastor erinnert sich, was Jugendliche ihm beigebracht haben, und ein Pastoralassistent begeistert sich im Projekt TeenSTAR für das wunderbare Projekt Menschsein. Eine Journalistin beobachtet auf der Ottmaringer Jugendwoche, was junge Leute für gut finden und zwei Gemeinschaftsprojekte – die Fazenda da Esperanza und „Stark ohne Gewalt“ – überzeugen damit, dass die Protagonisten erstmal keine Profis, sondern wagemutige Jugendliche sind.

Es hat uns froh gemacht, dass Werte nicht mehr oder weniger geschickt verpackt und vermittelt werden müssen, sondern dass es einen wachen Blick braucht, sie da zu entdecken, wo sie schon sind. Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern diese Freude bei der Lektüre, die sich zu einer persönlichen „Entdeckungsreise“ gestalten könnte.

Wilfried Hagemann

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