Editorial 2_2009

Nahaufnahme - lernen von Klaus Hemmerle

Der 80. Geburtstag des verstorbenen Bischofs Klaus Hemmerle, der vom Bistum Aachen gefeiert wurde, ist für DAS PRISMA eine willkommene Gelegenheit, dem nachzuspüren, was Klaus Hemmerle uns heute, 15 Jahre nach seinem Tod, bedeutet.

Ich freue mich, dass die nachwachsende Generation zu Wort kommt, die Hemmerle nicht persönlich kannte, aber seine Werke und Schriften studiert. Bruder Noach Heckel, der uns einen Auszug aus seiner Diplomarbeit zur Verfügung gestellt hat, weiß sich als Benediktiner dem trinitarischen Lebensstil von Klaus Hemmerle besonders verbunden. Stefan Loos, Direktor der Katholischen Akademie Hamburg, ist fasziniert davon, wie sich aus dem Mitleben des Kreuzesgeschehens bei Hemmerle eine neue, allerdings zerbrechliche Freiheit schenkt. Volker Sehy, Pastoraltheologe im Priesterseminar in Speyer, zeigt auf, was man aus dem Predigtstil von Hemmerle lernen kann: seine Treue zum Wort Gottes und gleichzeitig seine Treue zum Zuhörer und seine Bereitschaft, den Zuhörer ungeschützt in sein Herz schauen zu lassen.

Außerdem lassen wir in diesem Heft drei Zeitgenossen zu Wort kommen, die ihn aus nächster Nähe gekannt haben, oder die wie Bischof Mussinghoff, seit zehn Jahren auf den Spuren von Hemmerle im Bistum wandeln. Es ist beeindruckend, wie der unmittelbare Nachfolger das theologische und spirituelle Profil von Hemmerle wahren will und bei vielen Gelegenheiten die Erinnerung an ihn pflegt. Er macht in dessen Spiritualität, Theologie und pastoralem Tun wichtige Ansätze für die Gestaltung seines Bistums aus.

Der emeritierte Akademiedirektor Hans Hermann Henrix, international bekannt durch sein Engagement für das christlich-jüdische Gespräch, konnte Klaus Hemmerle aus nächster Nähe „sehen“, weil seine Akademie neben dem Bischofshaus lag, und sich von ihm inspirieren lassen. Es gelingt ihm aufzuzeigen, wie die compassio, die Fähigkeit zum Mitleiden, Hemmerle in eine oft wehrlose Nähe zu den Menschen brachte und ihn gerade dadurch mit Gott erfüllte.

Mein eigener Beitrag orientiert sich am letzten, posthum herausgebrachten Werk von Hemmerle „Leben aus der Einheit“. Die Begegnung mit dem Denken von Hemmerle setzt Impulse für das persönliche Leben frei. Es führt hinein in den Raum des dreifaltigen Gottes, wo Angst, Chaos und selbst das „schwarze Loch“ aufgehoben und verwandelt werden.

Die Journalistin Irene del Valle, selber eine Nachgeborene, lenkt den Blick auf weitere Ansätze, Hemmerle für die Nachwelt bekannt zu machen. Ausgehend vom Klaus Hemmerle-Preis, den die Fokolar-Bewegung ausgelobt hat, befragt sie vier Zeitgenossen. Der Beitrag zeigt auf, dass noch mehr geschehen kann, um die Verbindung zu Klaus Hemmerle mit der Nachwelt lebendig zu halten.

In unserem Bemühen, von Klaus Hemmerle zu lernen, wissen wir uns verbunden mit der Bischof-Klaus-Hemmerle-Stiftung für Berufungspastoral des Bistums Aachen, mit dem Klaus Hemmerle-Werk e.V., ebenfalls Aachen, das seine Werke im Internet betreut, und mit der Hauskirche Fiat verbum e.V., in Marktheidenfeld, einer geistlichen Initiative, die in der Verbindung mit der Spiritualität von Klaus Hemmerle Zellen kirchlichen Lebens vor Ort unterstützt.

Wilfried Hagemann

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