Gefäß des Heiligen Geistes werden im Blick auf Maria

Vorbemerkung

Wir gehen weiter auf den Spuren des Hl. Geistes.
Er ist die Kraft, die Dynamik, die Energie in Gott,
seine Wärme, seine Liebe.
Wir „schleichen“ uns heran.
Gestern sahen wir die Spuren in unserem Leben und im Leben von JohannesvPaul II. und bei den ersten Schritten von Benedikt XVI. Wir haben gesehen: Der Hl. Geist ist aktiv, er führt zur Einheit und er führt zur Liebe.

Wenn wir auf die Kirchengeschichte zurückblicken, können wir unschwer erkennen: Im ersten Jahrtausend schaute die Kirche auf Jesus Christus und formulierte die Christusdogmen, angefangen in Nizäa 325. Im zweiten Jahrtausend ging es um das Geheimnis der Kirche – und damit sind wir noch nicht fertig; siehe die andauernde Kirchenspaltung.
Im dritten Jahrtausend wendet sich die Kirche dem Hl. Geist zu, es geht um die Pneumatologie. Er wird die Einheit der Kirche schaffen. Denn dem Hl. Geist es eigen, dass er sammelt und eint und dass er die Menschen zum Nächsten und zu Gott führt. Alle sieben Gaben drängen in diese Richtung.

Heute möchte ich mit Ihnen auf die Braut des Hl. Geistes schauen, auf Maria.

1. Maria - „vas spirituale“

Ich beginne mit einem Hinweis auf die Lauretanische Litanei: Aus Loreto kommend, wo das Haus von Nazareth verehrt wird, sieht diese Litanei Maria wie ein Haus, das Jesus trägt, einen Hohlraum, eine Leere, die ER dann füllt.Darum kommen in den Anrufungen die Bitten wie Hinweise: Goldenes Haus, Arche des Bundes, elfenbeinener Turm, Kelch der Hingabe, Geistliches= Geisterfülltes Gefäß.

Dies erinnert mich an ein Wort/Gedicht von Konfuzius, das der Philosoph Rombach aufgegriffen hat:

Lehm stemmt man aus zur Wohnung,
aber dort, wo die Wohnung nicht ist,
ist der Wohnung Sinn.

Ton formt man aus zum Becher,
aber dort, wo der Becher nicht ist,
ist des Bechers Sinn.

Drum merke,
das Nichts macht alles aus.

Wir schauen auf Maria:

Der Hl. Geist formt Maria in jedem Augenblick ihres Lebens.

Es geht darum, dass Jesus kommen kann.

Maria wird ein Gefäß des Geistes, damit Jesus kommen kann.

2. Was an Maria geschieht, soll an jedem Christen geschehen.

Der Hl. Geist bewirkt in Maria das, was in jedem Menschen angelegt ist:

- homo est capax dei (Der Mensch kann Gott aufnehmen) nach Thomas von Aquin
- Hörer des Wortes (ist der Mensch) nach Karl Rahner

Der Blick auf Maria zeigt mir, was mit der Kirche und mit dem Menschen,
was mit mir geschehen kann:
Gefäß werden für das Kommen Christi durch das Wirken des Hl. Geistes.
Maria als Vorbild und Urbild des Kircheseins.
Maria sein = existentielle Form der Marienverehrung.

3. Mir geschehe nach deinem Wort

Das WORT wird in Maria Mensch und Fleisch.
Das WORT verwandelt sie von innen und macht sie zur Tochter Gottes.
Das WORT ist schöpferisch tätig.
Hier geschieht das, was die Schrift Schöpfung nennt, neue Schöpfung.
Maria wird der Raum für das Wort: ihr Mutterschoß bei der Verkündigung
und ihr Schoß unter dem Kreuz Jesu.

Um zu empfangen, muß sie „Nichts“ sein.
Dafür steht die Jungfrau, die „Nichts“ ist, ohne Mann.
Dafür steht die Frau unter dem Kreuz ihres Sohnes:
Sie verliert alles und hat „Nichts“.

Creatio ex nihilo - Gott schafft aus dem Nichts.
Wo das „Nichts“ ist - ein Widerspruch - da bricht der Hl. Geist durch
und bringt das WORT, bringt Jesus.
So wird nicht nur Maria Empfängerin des Hl. Geistes,
sondern mit ihr die Apostel, und ebenso auch wir.

Es kommt also auf zweierlei besonders an:

- auf das WORT
- auf das „Nichts“

und darin auf den Hl. Geist.

4. Uns geschehe nach deinem Wort - heute

Situationen des Verlustes können sehr wertvoll sein.
Wo ich das „Nichts“ erlebe, muß ich nicht verzweifeln.
Ich kann mit Maria hoffen wider alle Hoffnung.
Dunkle Tage und Wochen können Zeiten des Gebärens sein.

Der Blick auf Maria kann ein tiefes Standhalten und Durchtragen ermöglichen.
Nicht Aktivismus, sondern dasein und von innen her alles geschehen lassen.
Zulassen können, weil ich weiß, daß Gott hier und jetzt handelt.

Es gibt ein Gebet des Sich-Hinhaltens.

5. Den Glauben weitergeben durch das Sein

Gefäß des Geistes werden, damit andere Christus finden.
Immer neu zur Quelle gehen, damit ich Christus weitergeben kann durch mein Sein und durch mein Leben.

6. Blick auf Edith Stein:

Es sind Personen, die diese Philosophin auf den Glauben und auf Jesus aufmerksam machen:
- Frau mit Marktkorb im Dom zu Frankfurt
- Begegnung mit der Frau eines 1917 Gefallenen
- Sie konnte ihren Lehrer Husserl nicht von ihrem Schritt überzeugen.
- Sie liest Theresia von Avila.

Sie tritt in den Karmel von Köln ein. Sie schreibt:

Unter dem Kreuz verstand ich das Schicksal des Volkes Gottes, das sich damals schon anzukündigen begann...

Prof. Jan Nota stellt fest:

Sie ist für mich in einer Welt der Abwesenheit Gottes eine Zeugin der Anwesenheit Gottes.

Vortrag im Gertrudenstift an Pfingsten, Mai 2005

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